Oberösterreich
11.9. Wels nach Linz
Von Wels Richtung Linz fahre ich an der wunderschönen Traun entlang und mit Musik in der Ohren komme ich in eine unglaubliche Stimmung, in der mir bewusst wird, wie weit ich mittlerweile schon gegangen bin, wie viel ich durchgehalten habe und wie weit ich noch gehen würde und werde, um meinen Teil für die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen.
Auf dem Kronberger Hof mache ich Halt und werde von einer weiteren super liebenswerten Person, Frau Lamm, empfangen. Eigentlich hatte sie Palatschinken auf dem Herd und eine ist durch mein Erscheinen vor der Tür angebrannt, weil wir uns direkt verquatscht haben. Es ist spannend von ihr zu hören, wie ihr Alltag in der Direktvermarktung läuft (unbegreiflich wie viel Belastung und Arbeit diese Menschen stemmen), aber auch von den Sorgen. So erfahre ich, dass sie zwar einen Brunnen haben der mit 47m einer der tieferen ist, dennoch wird der sinkende Grundwasserspiegel in Oberösterreich, wenn es so weitergeht auch ihnen Probleme bereiten. Das Mittagsessen (eine fantastische Tomatensuppe mit Zutaten direkt vom Hof) war wirklich herrlich, ebenso wie das bereichendere Gespräch und die Lebendigkeit der noch jungen Tochter und ihrer Freundin. Mit Trauben von der Hofwand beladen, mache ich mich weiter auf den Weg nach Linz.
Am Nachmittag helfe ich der oberösterreichischen XR Gruppe beim basteln von Plakaten für den Vortrag und Fahnen für den Rebel Ride. Mit diesen Leuten um sich macht Aktivismus richtig Spaß – es wird gescherzt, gelacht und es herrscht eine triebige Stimmung. Während die einen Banner malen, kümmern sich andere mit dem Laptop auf dem Schoß um die Bewerbung auf Social Media und weitere zerbrechen sich den Kopf darüber, wie man die Wimpelstoffe am besten an den Stangen und dann auch am Rad befestigt.
Am Abend findet der Freiluftvortrag statt und als wir am Ende mit den Verbliebenen ein kleines Checkout machen (in dem wir sagen wie es uns geht), umgibt uns eine positive Energie und Verbundenheit.
12.9 Linz
Am Samstag fahren wir fast zwei Stunden mit Musik, Gesang und klingelnden Rädern durch die Stadt und ich muss sagen, dass ich noch nie solche großen Stapel Flyer verteilt habe! Bereits bei der Kundgebung spüre ich, dass meine Stimmung passt und als ich dann bei der Kundgebung kann ich sehen wie die Menschen tatsächlich stehen bleiben und zuhören. Ich spreche davon, was Hürden in Hinsicht auf Aktivismus sind (und auch meine eigenen waren!) und warum wir trotz dieser Hindernisse nicht für uns bleiben dürfen mit unseren Gedanken.
Manchmal haben wir das Gefühl so klein zu sein und nichts bewirken zu können, was einen ohnmächtig und handlungsunfähig macht, aber ihr glaubt gar nicht wie vielen Menschen es so geht! Und deswegen war der Rebel Ride so schön, weil wir gemerkt haben, wir sind nicht alleine mit unseren Sorgen. Das Thema der Dürre und Trockenheit in Oberösterreich, das wir angesprochen haben erfordert das Entwickeln von Strategien und Konzepten wofür wir von Extinction Rebellion fordern, dass geloste Bürgerinnenräte einberufen werden müssen. Weil wenn Bürgerinnen informiert werden von Expert*innnen, treffen sie verantwortungsvolle Entscheidungen für das Gemeinwohl. (Lest gerne den Blogartikel von rabbit der dies genauer beschreibt, denn es wird am 23.9 auch eine Pressekonferenz in Wien geben!).
13.9 Linz
Was hätte ich an diesem Wochenende nur ohne Flo gemacht. Ohne seinen Einsatz hätten all die Veranstaltungen so nicht stattfinden können und ich wurde sehr lieb verpflegt von ihm gerade auch am Sonntag als ich kaum geschlafen sehr am schwächeln bin. Wir veranstalten am Vormittag ein Aktionstraining in dem Menschen Infos darüber bekommen, wie wir uns in Aktionen verhalten und was die rechtlichen Grundlagen sind. Aber wir bleiben nicht nur in der Theorie, sondern blockieren in einem kurzen Swarming auch für ein paar Ampelphasen eine Straße. Ich teile Flyer an die Autofahrer aus und erkläre Ihnen, dass sich diese Aktion nicht gegen sie persönlich richtet, aber wir Aufmerksamkeit darauf lenken müssen, dass wir mit aktueller Politik katastrophale Folge durch die Klimakrise und das Artensterben haben werden. Es ist immer nochmal etwas anderes dann wirklich in einer Aktion zu sein, wie nur darüber zu reden. Das Adrenalin geht hoch, die Anspannung steigt und bei mir auch immer das Unwohlsein. Ich weiß noch, wie ich bei einer Blockade in Innsbruck bei einem Gespräch mit einem Polizisten verzweifelt versucht habe zu erklären, dass ich das grade wirklich nicht gerne mache und nicht tun würde, wenn ich es nicht für absolut notwenig halten würde.
Love & Rage
Aliena