Statement zum Farbeinsatz beim Looshaus
Es ist nicht die Absicht von Extinction Rebellion, Schäden zu verursachen. Die am Portal der Wiener Raiffeisen im Loos-Haus verwendete wasserlösliche Farbe hat sich bei bisherigen Einsätzen immer problemlos von uns selbst entfernen lassen. Falls wider Erwarten eine Sanierung notwendig sein sollte, stehen wir klar zu unserer Verantwortung und tragen die Kosten dafür.
Gleichzeitig fordern wir die Raiffeisen und alle nach wie vor in todbringende Öl-, Gas- und Kohleprojekte investierenden Banken auf, ebenso zu ihrer Verantwortung zu stehen. Sie sollen die Kosten dafür tragen, dass die von ihnen verursachten Schäden an Ökosystemen und Klima ebenso gründlich saniert werden wie die Säulen am Raiffeisen-Portal.
Extinction rebellion Österreich
Warum wir in Aktion getreten sind (Rede vom 21.05.2021)
Wir haben uns hier angeklebt, weil die Raiffeisenbank an alten Geschäftsmodellen klebt und nach wie vor Millionen in fossile Großprojekte investiert.Wir sind hier, weil die Raiffeisenkasse die österreichischen Landwirte zu krankhaftem Wachstum zwingt und damit die österreichische Biodiversität in Gefahr bringt. Wir sind hier, weil wir darauf hinweisen wollen, das Österreich eine der schädlichsten Wirtschaften der Welt hat und nur auf Platz 153 von 164 Plätzen auf dem Sustainable Development Index liegt.
Unsere Lebensweise zerstört die Lebensgrundlagen aller auf diesem Planeten. Wir steuern auf einen ökologischen und sozialen Kollaps zu. Ernteausfälle & Hitzetote werden zu unserem Alltag gehören. Wenn wir weiterhin wirtschaften wie bisher, werden in spätestens 5 Jahren die Lebensmittelpreise exorbitant steigen. Lebensmittel- und Wasserknappheit und die darauf folgenden Ressourcenkriege sind auch bei uns zu erwarten. Wir selbst werden dadurch vermutlich noch nicht direkt vom Verhungern bedroht sein. Vielleicht, mit sehr sehr viel Glück, nicht einmal unsere Kinder. Aber wir und erst recht unsere Kinder werden sich damit konfrontiert sehen, dass Menschen aus stärker betroffenen Gebieten in großer Zahl vor dem Hungertod flüchten müssen.
Seit den 80iger Jahren ist wissenschaftlich belegt, dass die Verbrennung von fossilen Energieträgern die Erdatmosphäre erhitzt und damit das Klima auf dem Planeten extrem instabil macht. Seit dem Pariser Klimaabkommen hat sich auch Österreich dazu verpflichtet, die Emissionen so zu reduzieren, dass der Temperaturanstieg gedrosselt wird. Trotzdem investiert die Raiffeisenbank nach wie vor in fossile Großprojekte und heizt damit das Klima weiter an. Seit dem Pariser Klimaabkommen hat die Raiffeisen Bank International drei der dreckigsten europäischen Kohleunternehmen mit 900 Millionen Euro finanziert. Auch wenn der Ausstieg aus der Kohle inzwischen in der Unternehmensstrategie verankert ist, werden Gas & Ölförderprojekte nach wie vor unterstützt.
Wir fordern den Ausstieg aus allen fossilen Großprojekten. Divest from fossile fuels now!
Die Raiffeisenbank ist aber nicht nur einer der großen Player in der Finanzierung von Öl und Gasprojekten, sondern auch in der Landwirtschaft. Sie wurde als Genossenschaft gegründet um den Bauern günstige Kredite zu verschaffen, heute ist ihr Engagement aber nicht mehr den Interessen der Landwirte verpflichtet, sondern ausschließlich den Profitinteressen des eigenen Konzerns. 90 Prozent der österreichischen Milchproduktion werden von der Raika kontrolliert, auch im Geschäft mit Getreide, Zucker und Mehl kommt man an der Raika nicht vorbei.
Das genossenschaftliche Prinzip hat sich inzwischen aber gegen die Bauern gewendet. Während es früher noch darum ging bei Ernteausfällen füreinander einzustehen, werden die Landwirte heute von der Raiffeisen-Genossenschaft finanziell bestraft, wenn sie zu wenig liefern.
Ein betroffener Landwirt sagt dazu:
„Aus der Sicht der Molkereien ist der Bauer ein Rohstoff-Lieferant – du sollst arbeiten, du sollst liefern und du sollst das Risiko tragen. Dort, wo die Wertschöpfung anfängt, übernehmen dann sie. Sechs Wochen später erfährst du, wie viel Geld du bekommst. Und wenn’s die Goschn aufmochst, wirst ruiniert!„
Wir fordern faire, höhere Preise für die Erzeuger statt den ständigen Zwang zu krankhaftem Wachstum. Wir fordern die Aufrechterhaltung und Wiedereinführung einer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Das ist essentiell um die österreichische Nahrungsmittelsicherheit langfristig zu gewährleisten und um Biodiversität und Artenvielfalt zu retten. Um unser aller Überleben zu retten.
Wir von Extinction Rebellion sind hier, weil wir eine gemeinsame Vision haben. Die Vision eines Finanz- und Wirtschaftssystems, das nicht auf krankhaftes Wachstum angewiesen ist. Wir brauchen ein System, das nicht mehr Ressourcen verschwendet als uns zur Verfügung stehen. Ein System, das Menschen und Natur mit Respekt behandelt, ja in ihrem Dienst steht, statt umgekehrt. Das aktuelle Finanzsystem erzeugt einen Wachstumszwang, der Mensch und Natur extrem unter Druck setzt. Der Zweck dieses Finanzsystem ist nicht das Wohl der Menschen und der Gesellschaft. Das Ziel dieses Systems ist einzig und allein der kurzfristige Profit einiger Weniger zum Schaden der Allgemeinheit.
Dafür läuft gerade auf der ganzen Welt ein riesiges Förderband: Auf der einen Seite werden Rohstoffe gefördert, ohne Rücksicht auf die Natur, die dabei grenzenlos ausgebeutet, zerstört und zur unbewohnbaren Todeszone wird. Auch Menschenrechte werden dabei ständig verletzt. Und auf der anderen Seite des Förderbandes entsteht ein immer größer werdender Haufen von giftigem Müll, der, wo er entsorgt wird, wieder eine stinkende, lebensbedrohliche Todeszone hinterlässt.
Man verspricht uns seit über 40 Jahren, dass das Champagnerglas irgendwann überläuft und die exorbitanten Gewinne der Wenigen nach unten tröpfeln, doch das Gegenteil ist der Fall. Die Konzentration des Vermögens einerseits und Armut andererseits nehmen zu und spalten die Gesellschaft in höchst ungesundem Maß.
Das ist ungerecht. Die Lebensgrundlage aller wird für den Profit einiger Weniger aufs Spiel gesetzt. Die Gewinne der Produktion bleiben den Konzernen und Investoren, doch die Kosten für die Zerstörung der Umwelt, die dadurch entstehen, muss die Allgemeinheit tragen. Das ist ungerecht. Wir brauchen Kostenwahrheit! Wir brauchen den Schutz der Arten, der Natur, der Menschen!
Deshalb sind wir hier. Deshalb kämpfen wir für Klimagerechtigkeit. Deshalb kämpfen wir für ein Wirtschafts- und Finanzsystem, das die Bedürfnisse aller auf eine nachhaltige Art & Weise erfüllt, und nicht die Gier einiger weniger.
Wir müssen dieses System ändern, das den Planeten mit seinem unaufhörlichen Wachstum auffrisst.
Die Weltbank und ähnliche Institutionen sagen, wir brauchen ja nur 3 % Wirtschaftswachstum. Das aber hieße eine Verdoppelung des Ressourcenverbrauchs und der Umweltbelastungen in nur 24 Jahren. Damit sprengen wir alle Grenzen. Wir pressen den Planeten jetzt schon rücksichtslos aus und das soll verdoppelt werden? Das ist verrückt!!! Wir brauchen eine bessere Methode um menschlichen Wohlstand zu messen als Börsenindizes, das Bruttosozialprodukt und unaufhörliches Wachstum.
Wir müssen mit der Finanzierung und Förderung von fossilen Brennstoffen sofort aufhören, wenn wir überleben wollen. Wir müssen Kohle, Öl und Gas im Boden lassen. Wir müssen aufhören unsere Böden mit Pestiziden und Kunstdüngern zu verpesten. Und wir müssen die zerstörten Todeszonen wieder aufforsten. Wir können uns damit keine Zeit mehr lassen.
Wir müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen dahingehend ändern, dass Kostenwahrheit herrscht. Wer die Umwelt zerstört, muss das auch zahlen. Es kann nicht sein, dass Unternehmen Profite einfahren und die Allgemeinheit den dabei angerichteten Schaden begleicht. Die hohen Kosten der Klimakrise entstehen ja nicht nur aufgrund der zu erwartenden Strafzahlungen, wenn wir die Klimaziele nicht erreichen. Auch die Mittel für Katastrophenhilfe werden extrem steigen. Das wird teuer, sehr teuer. Sogar Larry Flint, der Gründer und Vorstand des weltgrößten Vermögensverwalters Black Rock betont, dass mehr in Klimaschutz investiert werden muss, dass Geschäftsrisiken durch die Klimakrise exorbitant steigen werden. Diese Risiken verursachen viel höhere Kosten, als das, was von der Umweltpolitik derzeit als Maßnahmen vorgeschlagen wird.
Wir von Extinction Rebellion üben zivilen Ungehorsam und brechen Regeln, um auf die Klimakatastrophe und das Artensterben aufmerksam zu machen. Wir werden nicht damit aufhören, bis die Krise als Krise behandelt wird und auch die Raffeisenbank mehr als Lippenbekenntnisse zur Lösung des Problems beiträgt. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis das Finanz- und Wirtschaftssystem, das den Planeten, Pflanzen, Tiere und Menschen tötet, verändert wird. Deshalb fordern wir die Raika auf, ihren Blick in die Zukunft zu richten, anstatt in die fossile Vergangenheit und gemeinsam mit uns die Transformation zu gestalten.