32 Tage Hungerstreik – Die Grenze ist erreicht – Lobau Evaluierung kommt

von Jul 6, 2021Allgemein

English below

Gestern (2.07.2021) war der 32. Tag meines unbefristeten Hungerstreiks gegen Ökozid und Korruption. In diesen 32 Tagen habe ich 11kg an Gewicht verloren. Mein BMI ist auf unter 16 gefallen. Ich fühle mich inzwischen sehr schwach, und selbst im Sitzen fällt es mir immer schwerer, eine angenehme Position zu finden. Ein Hungerstreik ist immer ein Ausdruck völliger Verzweiflung – ein letztes Mittel, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Aus dieser tiefen Verzweiflung heraus habe ich einen Tag nach dem anderen durchgehalten, obwohl meine Kräfte am Ende waren und mich Freund:innen und Bekannte seit Wochen zur Aufgabe drängten.

Ich habe meine Forderungen bewusst weit gefasst – und nicht nur auf die Klima- und Umweltkrise selbst bezogen, sondern auch auf jene gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die diese Krisen bis zum heutigen Tag haben immer weiter eskalieren lassen: gekaufte Medien und gekaufte Politik. Es war mir klar, dass sich diese Forderungen nicht alle auf einen Schlag würden umsetzen lassen. Ich habe auch von Anfang an gesagt, dass ich bereit wäre, meinen Hungerstreik sofort zu beenden, sobald es in zumindestens einem dieser Punkte ein deutliches Entgegenkommen seitens der Entscheidungsträger:innen gibt.

Dieser Fall ist gestern eingetreten. Mit der Ankündigung, sämtliche Bauvorhaben der ASFINAG zu prüfen und einem “Klima-Check” zu unterziehen, hat das Bundesministerium für Klimaschutz laut Medienberichten durchgegriffen und für diese fossilen Großprojekte vorerst bis Abschluss der Prüfung im Herbst einen Baustopp verhängt. Das bedeutet nicht, dass diese Projekte jetzt schon vom Tisch sind – es zeigt aber, dass der politische Wille da ist, sich mit den Fakten aus Klimawissenschaft und Verkehrsplanung auseinanderzusetzen. Ich habe mich deshalb dazu entschlossen, meinen Hungerstreik mit dem heutigen Tag auszusetzen.

Wir haben noch nicht gewonnen – im Gegenteil. In den nächsten Wochen und Monaten ist es umso wichtiger, auf die Straße zu gehen. Wir müssen sicherstellen, dass der angekündigte “Klimacheck” seinen Namen auch verdient, und den Lügen der Betonköpfe in der Stadtregierung – die in den nächsten Wochen in ungekannter Intensität auf die verkehrsgeplagte Bevölkerung einprasseln werden – mit wissenschaftlichen Fakten und Aufklärung entgegentreten. “Bauvorbereitende Maßnahmen” jeglicher Art oder andere Versuche von Bürgermeister Ludwig, teuer Fakten zu schaffen, müssen wir konsequent vereiteln.

Aber: Wir sind auf dem richtigen Weg. Gemeinsam werden wir dieses Wahnsinnsprojekt verhindern, und den Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters einläuten!

Martha Krumpeck



English Version

Yesterday (2nd of July) was the 32nd day of my open-ended hunger strike against ecocide and corruption. During those 32 days I have lost 11kg in weight. My BMI dropped to below 16. By now, I feel very weak, and it is hard for me to find a comfortable sitting posture. A hunger strike is always an expression of deepest despair – a last resort, after anything else has failed. It was this deep despair that kept me going, even after my body’s strength was exhausted and after both friends and acquaintances urged me to stop.

My demands were deliberately broad, and not only focused on the climate and ecological crisis, but also on the societal framework that has allowed those crises to escalate further and further over decades: bribed media and fossil-funded politicians. I was well aware it would not be possible to fullfill all my demands at once – but I also said from the beginning that I would be willing to end my hunger strike if decision-makers acted on any one of the 5 issues raised.

This is what happened yesterday, when media reports surfaced that the ministry for environmental protection had ordered an examination – including a so-called “climate check” – of all ASFINAG road construction projects, postponing the start of construction until after the examination has been completed in Autumn. Fossil megaprojects may not be cancelled yet, but this step shows that there is now political will to listen to the science on traffic planning and the climate crisis. I have therefore decided to indefinitely suspend my hunger strike today.

We have not won yet – on the contrary. Over the next weeks and months it will be more important than ever to take to the streets. We must ensure the announced “climate check” lives up to its name, and counter the lies of the fossil fools in the city council – and the likely unprecedented disinformation campaign directed at the traffic-plagued population over the next weeks – with scientific facts and educational work. “Preliminary construction measures” of any kind or other attempts by Vienna mayor Ludwig to sink public money into “creating facts” must be thwarted.

We are on the right track. Together, we will stop this folly, and initiate the beginning of the end of the fossil age!

Martha Krumpeck

Warum Gas ein Klimakiller und keine Brückentechnologie ist

Warum Gas ein Klimakiller und keine Brückentechnologie ist

AllgemeinesVom 27. bis 29. März trifft sich die internationale Gas-Branche auf der European Gas Conference unter der Gastherrschaft der OMV. Um die Klimakatastrophe einzudämmen, müssten Österreich und Europa das Verbrennen von Gas schnellstmöglich beenden. Stattdessen...

warum sind wir die, die abgeführt werden?

warum sind wir die, die abgeführt werden?

«Ich glaube immer noch an das Projekt EU. Aber auch daran, dass wir hier eine Festung bauen, sowohl im wörtlichen Sinne, also auch im Ideologischen: Die gut gemeinten Grundgedanken der EU verkommen zu Leitsätzen, die Ausbeutung und Abgrenzung rechtfertigen.»rosi, XR...

Weitere Artikel

Wir müssen sofort handeln! – Teil 2 des 6. Berichts des Weltklimarats

"Die kumulierten wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit des Planeten. Jede weitere Verzögerung bei konzertierten, vorausschauenden globalen Maßnahmen zur Anpassung und Abschwächung wird ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster verpassen, um eine...

Pressekonferenz zum Thema: Verbindlicher Bürger*innenrat “Österreichs Weg zu Netto-Null Treibhausgasemissionen” am 23.09.2020 in Wien

Der jahrzehntelange Stillstand beim umfassenden Ausstieg aus fossiler Energie und die zunehmende Dringlichkeit der Lage zeigen, dass wir eine andere Strategie brauchen, um die notwendigen Schritte zur Klimaneutralität zu gehen. Die entschiedenen Schritte des “Convention Citoyenne pour le Climat” in Frankreich und deren umgehende Umsetzung hingegen zeigen den Weg: Verbindliche Bürger*innenräte. In einem österreichischen Klima-Bürger*innenrat werden die gelosten Bürger*innen umfassend ausreichend informiert, entscheiden sich dann für ein Klimaziel und erarbeiten klare Massnahmen, wie dieses Ziel umgesetzt werden kann. Mit einer klar definierten Verbindlichkeit kommen die Maßnahmen umgehend in die Umsetzung.

Brennpunkt der Realitätsverweigerung in der Klimapolitik – XR-Newsroom zur COP 26 am 6.11.2021

Am 6.11. fand der erste XR Newsroom zur COP26 in Glasgow statt. In der Ankündigung des Events haben wir geschrieben, dass die Konferenz wahrscheinlich als Fiasko enden wird. Der bisherige Verlauf bestätigt diese Befürchtung. Die Mächtigen der Welt verspielen eine der letzten Chancen, eine planetare Katastrophe zu verbinden. Wir dokumentieren hier...

‘Physics is the only party here not negotiating’– XR Newsroom zur COP26 am 6.11.2021

Beim unserem zweiten Newsroom zur COP26 berichtete Mira Kapfinger von System Change Not Climate Change direkt aus Glasgow – u.a. zu den Aktionen, die Stay Grounded am 6. November dort und an vielen anderen Flughäfen durchgeführt hat. Sie ging auf den Gegengipfel der Klimagerechtigkeitsbewegung ein und erzählte auch davon, wie sie selbst Glasgow...

Unterwegs zur Hothouse Earth: Mit den Gletschern zerstören wir unsere Lebensgrundlagen

Für das Leben auf der Erde spielen die Gletscher eine entscheidende Rolle: Sie regulieren den Meeresspiegel.Sie sind ein Zwischenspeicher für Niederschläge und sorgen dafür, dass große Gebiete kontinuierlich bewässert werden. Durch die Erwärmung der Erde schmelzen die Gletscher. Der Meeresspiegel steigt. Küstennahe Gebiete werden überflutet....

Schubumkehr, nicht Kurskorrektur! – Warum wir die Stadtstrasse mit zivilem Ungehorsam verhindern müssen

Österreich hat seine selbstgesetzten und gesetzlich vorgeschriebenen Klimazielen bisher in jedem Jahr drastisch verfehlt. Und mit diesen Klimazielen sind Österreich und die EU noch weit von einem 1,5°-Pfad entfernt. Die Hauptursache für die hohen Emissionen Österreichs ist der Verkehr, und hier der individuelle Autoverkehr. Jede Wienerin und...

“Kurs auf eine katastrophale Erwärmung von mehr als 2,4°C”–XR-Newsroom 3 zur COP26 am 9.11.2021

Headerbild: Der Minister für Justiz, Kommunikation und auswärtige Angelegenheiten von Tuvalu, Simon Kofe, gibt eine Erklärung zur COP26 ab, während er in Funafuti, Tuvalu, am 5. November 2021 im Meer steht. In den ersten Tagen der zweiten Woche der COP26 wurde noch deutlicher, welche Interessen und Konflikte die verschiedenen Akteure der...

Der Bericht des Klimarats der Bürgerinnen und Bürger aus der Sicht von XR Austria

Gestern hat der Klimarat der Bürgerinnen und Bürger der Bundesregierung seine Empfehlungen übergeben. Sie wurden in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Empfehlungen sind in einem Bericht (PDF) enthalten, der auch ausführlich über die Arbeit des Klimarats informiert. Wir haben bei Extinction Rebellion Österreich in der Gruppe...

“Humanity will not be saved by promises”–XR Newsroom 4 zur COP26 am 12.11.2021

Der 12. November hätte der Schlusstag der COP26 werden sollen. Wie bei früheren COPs dauerten die Verhandlungen aber länger. Zum Gesamtergebnis wird es deshalb hier noch ein eigenes Blogpost geben, in das auch das Video zum 5. COP-Newsroom mit Renate Christ eingebunden ist. Am 12. November haben wir zwar schon mit Benedikt Narodoslawsky auf die...

Hungerstreik am Heldenplatz: Unterstützt Martha und Howey Ou!

In Lausanne haben Howey Ou und weitere AktivistInnen am 21.5. einen internationalen. Hungerstreik gegen Ökozide begonnen. Unsere Aktivistin Martha hat sich diesem Streik am 31.5. angeschlossen. Auch hier geht die Naturzerstörung ungebremst weiter. Die Stadt Wien will mit dem Lobau-Tunnel den Ausbau des fossilen Verkehrs weiter vorantreiben und...