Headerbild: Der Minister für Justiz, Kommunikation und auswärtige Angelegenheiten von Tuvalu, Simon Kofe, gibt eine Erklärung zur COP26 ab, während er in Funafuti, Tuvalu, am 5. November 2021 im Meer steht.
In den ersten Tagen der zweiten Woche der COP26 wurde noch deutlicher, welche Interessen und Konflikte die verschiedenen Akteure der Konferenz voneinander trennen. Das Ergebnis zeichnete sich ab: Diese Konferenz wird nicht zu Beschlüssen führen, die die globale Erhitzung aufhalten. Zivilgesellschaftliche und nichtstaatliche Akteure artikulierten sich laut, vor allem auf dem Gegengipfel der COP26-Koalition. Die PR-Maschinen, etwa die der amerikanischen Demokraten, liefen auf Hochtouren. Mit investigativer Recherche und Aktionismus wurde aufgedeckt, wie viele Fossil-Fuel-Lobbyisten an den Delegationen teilnahmen (Hundreds of fossil fuel lobbyists flooding COP26 climate talks | Global Witness) und wie verlogen das Nachhaltigkeitsmarketing vieler Unternehmen ist (Fake Fake Exposes Real Fakes: Yasava and the COP26 corporate #NetZero Initiatives | The Yes Men). (Achtung: Work in Progress. Texte noch nicht vollständig redigiert, Angaben noch nicht vollständig überprüft!)
Aufzeichnung des Newsroom mit David Jablonski
Material: 7.-9. November
„Approved by the Department for BlaBlaBla“
Einer der treffendsten Kommentare zum Verlauf der #COP26 ist ein ein Video von Juice Media, an dem auch Greta Thunberg mitgewirkt hat. Joeri Rogelj, einer der erfahrensten Herausgeber der IPCC-Berichte, hat es am 7. November retweetet:
Events auf dem Gegengipfel
Am 7. November fand auf dem Gegengipfel ein großes Event zu indigenen Traditionen und den sogenannten „Nature Based Solutions“ statt. Zum Hintergrund gehört, dass indigene Völker weitgehend von der Teilnahme an der COP26 ausgeschlossen waren, während es der Fossilindustrie gelungen ist, über 500 Mitglieder der offiziellen Delegationen zu stellen.
Mit Nature Based Solutions (NBS) ist die Aufnahme von CO2 durch Ökosysteme gemeint. Sie sind eine der Möglichkeiten der Dekarbonisierung. Nature Based Solutions werden notwendig sein, um die globale Erhitzung aufzuhalten. Von den Industriestaaten und der Fossilindustrie werden sie aber aktuell promoted, um die eigene Dekarbonisierung zu verhindern oder aufzuschieben. Durch Emissionshandel ist es möglich, eigene Emissionen mit NBS in anderen Ländern zu verrechnen. Das verlangsamt nicht nur die Dekarbonisierung, weil dadurch Einsparungen unterbleiben, sondern legitimiert massive Eingriffe in die Öko- und Wirtschaftssysteme ärmerer Länder. Opfer sind vor allem die indigenen Völker dort. Sie werden an der Nutzung ihrer Umwelt gehindert, oft sogar gewaltsam vertrieben.
Die 30×30-Initiative der vereinten Nationen, die in vielen reichen Ländern unterstützt wird, hat zum Ziel, 30% der Ozeane und 30% der Landmasse unter Schutz zu stellen. Von Aktivistinnen wird sie als größte Landnahme der Geschichte verurteilt.
Zu den wichtigen Ereignissen des Gegengipfels gehört auch ein Panel zum Green New Deal:
Global Justice Now zog in einem Tribunal die UNFCCC, also die übergreifende Organisation der Vereinten Nationen zur Klimakrise, zur Rechenschaft. Das Urteil wurde von Vijay Prashad, dem Executive Director des Tricontinental Institute for Social Research verkündet:
We, the jury, find that the UNFCCC has violated the UN Charter … It has forged an intimate partnership with the very corporations that have created the climate crisis.
Montag, 8. November: Die Industrieländer blockieren einen Loss-and-Damage-Fund
Das offizielle Thema am Montag war Adaptation, Loss and Damage. Dabei handelt es sich um ein Schlüsselthema beim Umgang mit der Klimakatastrophe. Wie es auf der COP26 behandelt wurde, ist aber auch ein Schlüssel, um den Konferenzverlauf zu verstehen. Es geht um die Frage: Sind die reichen Nationen bereit, ihre Verantwortung für die schon eingetretenen und nicht mehr zu vermeidenden Zerstörungen zu übernehmen? Werden sie die Hauptleidtragenden unterstützen und werden sie Anpassungsmaßnahmen mitfinanzieren? Die reichen Nationen waren auch auf dieser COP nicht bereit, ihre eigene historische Verantwortung anzuerkennen, und sie lassen die Länder, die die härtesten Folgen der globalen Erhitzung zu tragen haben, weitgehend allein. Die Verursacherstaaten blockierten erfolgreich die Einrichtung eines Loss-and-damage-Fonds, der die von den Folgen der Erhitzung besonders betroffenen Communities unterstützen sollte (COP26: Rich countries ‘pushing back’ on paying for climate loss – BBC News).
In unserem Newroom-Video geht David von FFF Austria vor allem auf dieses Thema ein. Einen knappen Überblick zur Behandlung von Loss and Damage auf der Konferenz mit weiterführenden Links und Informationen zum Zusammenhang findet man hier: COP26 deal: how rich countries failed to meet their obligations to the rest of the world
Die größte mediale Aufmerksamkeit erhielt Barack Obama: As it happened: Obama speaks at COP26 climate summit – BBC News
Dienstag, 9.November: Gender, Science and Innovation
Der Dienstag war der offizielle Gender Day. Dazu reisten u.a. Nancy Pelosi und Alexandria Ocasio Cortez nach Glasgow. Offizielle und inoffizielle Events thematisierten, dass Frauen von den Folgen der globalen Erhitzung besonders hart getroffen werden. Das Patriarchat wurde als Hauptfaktor hinter der Ausbeutung von Mensch und Natur, die in die Klimakatastrophe geführt hat, angesprochen. (‘World designed by men has destroyed many things,’ Cop26 warned | Cop26 | The Guardian). Zum Thema Gender and Science fand ein offizielles Panel statt: What women bring to climate science: a panel discussion – YouTube (ein Video aus der Serie des Met Office – Science and Services – YouTube). Little Amal, eine riesige von einem Flüchtlingskind aus Syrien gebastelte Puppe trat nach einer Reise durch von der Klimakrise getroffene Länder auf (Cop26: ‚Little Amal‘ takes centre stage on Gender Day – video | Environment | The Guardian).
Klimaforschung zum Konferenzverlauf: Kurs Richtung Heißzeit wurde nicht geändert
Relevant für die Schlusstage der Konferenz wurden die Einschätzungen aus der Klimawissenschaft zu den voraussichtlichen Folgen der Ankündigungen auf der Konferenz. Dabei zeigte sich, dass die Meldungen, wenigstens das 2°-Ziel sei in Reichweite, die u.a. auf die IAE zurückgingen, viel zu optimistisch waren. Der Climate Action Tracker stellte klar, dass die bisherigen Beschlüsse auf eine Erhitzung von über 2,4° hinauslaufen (Cop26 sets course for disastrous heating of more than 2.4C, says key report | Cop26 | The Guardian). Ein Addendum zum Emissions Gap Report kommt zu einem ähnlichen Ergebnis und stellt ausdrücklich noch einmal fest, dass das 1,5°-Ziel nur durch eine Halbierung der Emissionen bis 2030 in Reichweite gehalten werden kann (https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/37350/AddEGR21.pdf) .