„Kurs auf eine katastrophale Erwärmung von mehr als 2,4°C“–XR-Newsroom 3 zur COP26 am 9.11.2021

von Nov. 19, 2021Allgemein, News & Info

Headerbild: Der Minister für Justiz, Kommunikation und auswärtige Angelegenheiten von Tuvalu, Simon Kofe, gibt eine Erklärung zur COP26 ab, während er in Funafuti, Tuvalu, am 5. November 2021 im Meer steht.

In den ersten Tagen der zweiten Woche der COP26 wurde noch deutlicher, welche Interessen und Konflikte die verschiedenen Akteure der Konferenz voneinander trennen. Das Ergebnis zeichnete sich ab: Diese Konferenz wird nicht zu Beschlüssen führen, die die globale Erhitzung aufhalten. Zivilgesellschaftliche und nichtstaatliche Akteure artikulierten sich laut, vor allem auf dem Gegengipfel der COP26-Koalition. Die PR-Maschinen, etwa die der amerikanischen Demokraten, liefen auf Hochtouren. Mit investigativer Recherche und Aktionismus wurde aufgedeckt, wie viele Fossil-Fuel-Lobbyisten an den Delegationen teilnahmen (Hundreds of fossil fuel lobbyists flooding COP26 climate talks | Global Witness) und wie verlogen das Nachhaltigkeitsmarketing vieler Unternehmen ist (Fake Fake Exposes Real Fakes: Yasava and the COP26 corporate #NetZero Initiatives | The Yes Men). (Achtung: Work in Progress. Texte noch nicht vollständig redigiert, Angaben noch nicht vollständig überprüft!)

Aufzeichnung des Newsroom mit David Jablonski

Recording: XR Newsroom 3 zur COP26 mit David Jablonski von Fridays for Future Austria (9.11.2021)

Material: 7.-9. November

„Approved by the Department for BlaBlaBla“

Einer der treffendsten Kommentare zum Verlauf der #COP26 ist ein ein Video von Juice Media, an dem auch Greta Thunberg mitgewirkt hat. Joeri Rogelj, einer der erfahrensten Herausgeber der IPCC-Berichte, hat es am 7. November retweetet:

Events auf dem Gegengipfel

Am 7. November fand auf dem Gegengipfel ein großes Event zu indigenen Traditionen und den sogenannten „Nature Based Solutions“ statt. Zum Hintergrund gehört, dass indigene Völker weitgehend von der Teilnahme an der COP26 ausgeschlossen waren, während es der Fossilindustrie gelungen ist, über 500 Mitglieder der offiziellen Delegationen zu stellen.

Mit Nature Based Solutions (NBS) ist die Aufnahme von CO2 durch Ökosysteme gemeint. Sie sind eine der Möglichkeiten der Dekarbonisierung. Nature Based Solutions werden notwendig sein, um die globale Erhitzung aufzuhalten. Von den Industriestaaten und der Fossilindustrie werden sie aber aktuell promoted, um die eigene Dekarbonisierung zu verhindern oder aufzuschieben. Durch Emissionshandel ist es möglich, eigene Emissionen mit NBS in anderen Ländern zu verrechnen. Das verlangsamt nicht nur die Dekarbonisierung, weil dadurch Einsparungen unterbleiben, sondern legitimiert massive Eingriffe in die Öko- und Wirtschaftssysteme ärmerer Länder. Opfer sind vor allem die indigenen Völker dort. Sie werden an der Nutzung ihrer Umwelt gehindert, oft sogar gewaltsam vertrieben.

Die 30×30-Initiative der vereinten Nationen, die in vielen reichen Ländern unterstützt wird, hat zum Ziel, 30% der Ozeane und 30% der Landmasse unter Schutz zu stellen. Von Aktivistinnen wird sie als größte Landnahme der Geschichte verurteilt.

Zu den wichtigen Ereignissen des Gegengipfels gehört auch ein Panel zum Green New Deal:

Global Justice Now zog in einem Tribunal die UNFCCC, also die übergreifende Organisation der Vereinten Nationen zur Klimakrise, zur Rechenschaft. Das Urteil wurde von Vijay Prashad, dem Executive Director des Tricontinental Institute for Social Research verkündet:

We, the jury, find that the UNFCCC has violated the UN Charter … It has forged an intimate partnership with the very corporations that have created the climate crisis.

Montag, 8. November: Die Industrieländer blockieren einen Loss-and-Damage-Fund

Das offizielle Thema am Montag war Adaptation, Loss and Damage. Dabei handelt es sich um ein Schlüsselthema beim Umgang mit der Klimakatastrophe. Wie es auf der COP26 behandelt wurde, ist aber auch ein Schlüssel, um den Konferenzverlauf zu verstehen. Es geht um die Frage: Sind die reichen Nationen bereit, ihre Verantwortung für die schon eingetretenen und nicht mehr zu vermeidenden Zerstörungen zu übernehmen? Werden sie die Hauptleidtragenden unterstützen und werden sie Anpassungsmaßnahmen mitfinanzieren? Die reichen Nationen waren auch auf dieser COP nicht bereit, ihre eigene historische Verantwortung anzuerkennen, und sie lassen die Länder, die die härtesten Folgen der globalen Erhitzung zu tragen haben, weitgehend allein. Die Verursacherstaaten blockierten erfolgreich die Einrichtung eines Loss-and-damage-Fonds, der die von den Folgen der Erhitzung besonders betroffenen Communities unterstützen sollte (COP26: Rich countries ‘pushing back’ on paying for climate loss – BBC News).

In unserem Newroom-Video geht David von FFF Austria vor allem auf dieses Thema ein. Einen knappen Überblick zur Behandlung von Loss and Damage auf der Konferenz mit weiterführenden Links und Informationen zum Zusammenhang findet man hier: COP26 deal: how rich countries failed to meet their obligations to the rest of the world

Die größte mediale Aufmerksamkeit erhielt Barack Obama: As it happened: Obama speaks at COP26 climate summit – BBC News

Dienstag, 9.November: Gender, Science and Innovation

Der Dienstag war der offizielle Gender Day. Dazu reisten u.a. Nancy Pelosi und Alexandria Ocasio Cortez nach Glasgow. Offizielle und inoffizielle Events thematisierten, dass Frauen von den Folgen der globalen Erhitzung besonders hart getroffen werden. Das Patriarchat wurde als Hauptfaktor hinter der Ausbeutung von Mensch und Natur, die in die Klimakatastrophe geführt hat, angesprochen. (‘World designed by men has destroyed many things,’ Cop26 warned | Cop26 | The Guardian). Zum Thema Gender and Science fand ein offizielles Panel statt: What women bring to climate science: a panel discussion – YouTube (ein Video aus der Serie des Met Office – Science and Services – YouTube). Little Amal, eine riesige von einem Flüchtlingskind aus Syrien gebastelte Puppe trat nach einer Reise durch von der Klimakrise getroffene Länder auf (Cop26: ‚Little Amal‘ takes centre stage on Gender Day – video | Environment | The Guardian).

Klimaforschung zum Konferenzverlauf: Kurs Richtung Heißzeit wurde nicht geändert

Relevant für die Schlusstage der Konferenz wurden die Einschätzungen aus der Klimawissenschaft zu den voraussichtlichen Folgen der Ankündigungen auf der Konferenz. Dabei zeigte sich, dass die Meldungen, wenigstens das 2°-Ziel sei in Reichweite, die u.a. auf die IAE zurückgingen, viel zu optimistisch waren. Der Climate Action Tracker stellte klar, dass die bisherigen Beschlüsse auf eine Erhitzung von über 2,4° hinauslaufen (Cop26 sets course for disastrous heating of more than 2.4C, says key report | Cop26 | The Guardian). Ein Addendum zum Emissions Gap Report kommt zu einem ähnlichen Ergebnis und stellt ausdrücklich noch einmal fest, dass das 1,5°-Ziel nur durch eine Halbierung der Emissionen bis 2030 in Reichweite gehalten werden kann (https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/37350/AddEGR21.pdf) .

Letzte Generation beendet Proteste in Österreich – wir machen weiter

Letzte Generation beendet Proteste in Österreich – wir machen weiter

Statement von Extinction Rebellion Österreich zum Ende der Proteste der Letzten Generation

Die Letzte Generation Österreich hat heute das Ende ihre Proteste verkündet. Wir waren und sind solidarisch mit den Menschen der Letzten Generation, verstehen den konsequenten Schritt, den sie gegangen sind und danken den Menschen, die unter schwierigen Bedingungen große Opfer gebracht haben, um die Menschen vor der Klimakatastrophe zu schützen. Wir fühlen die Frustration der letzten Generation gegenüber einer ignoranten und gemeingefährlichen Politik und die Traurigkeit über die Apathie in großen Teilen der Gesellschaft.

Extinction Rebellion wird weitermachen, auch mit Protesten gewaltfreien zivilen Ungehorsams in vielfältigen Aktionsformaten. Wir werden den Protest weiterhin zu Entschiedungsträger:innen und Verursacher:innen der eskalierenden Klimakrise tragen.

Auf die Frage, ob wir nun die Aktivist:innen der Letzten Generation aufnehmen werden, antworten wir: Ob das eine Option ist, liegt zunächst ja bei den Menschen der Letzten Generation. Wir werden sicher viele Gespräche führen und sind offen für neue Verbindungen und Ideen. Wir sehen uns grundsätzlich als Teil einer gemeinsamen Klimabewegung, die verschiedene Ansätzen hat, aber das Gleiche will. Wo wir kooperieren können, werden wir kooperieren.

Smells like A26 Stau – Erneut Protest gegen Westring-Projekt in Linz

Smells like A26 Stau – Erneut Protest gegen Westring-Projekt in Linz

Am Samstagmittag kam es beim Linzer Hauptbahnhof auf der Kärntnerstraße zu einer unangemeldeten Straßenblockade von Extinction Rebellion (XR). Der Protest richtete sich gegen den geplanten Bau der A26. Mehrere Menschen ketteten sich mit Metallrohren aneinander fest und setzten sich auf den Asphalt, um so einen Streifen der Fahrbahn zu sperren. Die zusätzliche Belastung des übrigen, freigebliebenen Fahrstreifens simulierte, wie sich die Verdopplung des Verkehrsaufkommen durch den Bau der A26 dort anfühlen wird. „Hier wird Ihre Zukunft verbaut“ oder „Smells like A26 Stau“ war auf Bannern zu lesen.

Weitere Artikel

Drama im Festspielhaus: Extinction Rebellion stört Event und verleiht Preis für Täuschung der Öffentlichkeit

Diese Seite berichtet über eine Aktion von Extinction Rebellion, bei der das e5-Event im Bregenzer Festspielhaus gestört wurde, um auf das Thema Greenwashing und das umstrittene Bauvorhaben „Tunnelspinne“ in Feldkirch aufmerksam zu machen. Mit einer satirischen Preisverleihung kritisiert die Bewegung die Stadt Feldkirch für ihre widersprüchliche Haltung in Bezug auf Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung. Die Seite enthält Details zur Aktion, Zitate von Aktivisten und Hintergrundinformationen zur e5-Zertifizierung und dem Projekt „Tunnelspinne“.

Hungerstreik am Heldenplatz: Unterstützt Martha und Howey Ou!

In Lausanne haben Howey Ou und weitere AktivistInnen am 21.5. einen internationalen. Hungerstreik gegen Ökozide begonnen. Unsere Aktivistin Martha hat sich diesem Streik am 31.5. angeschlossen. Auch hier geht die Naturzerstörung ungebremst weiter. Die Stadt Wien will mit dem Lobau-Tunnel den Ausbau des fossilen Verkehrs weiter vorantreiben und...

Pressekonferenz zum Thema: Verbindlicher Bürger*innenrat “Österreichs Weg zu Netto-Null Treibhausgasemissionen“ am 23.09.2020 in Wien

Der jahrzehntelange Stillstand beim umfassenden Ausstieg aus fossiler Energie und die zunehmende Dringlichkeit der Lage zeigen, dass wir eine andere Strategie brauchen, um die notwendigen Schritte zur Klimaneutralität zu gehen. Die entschiedenen Schritte des “Convention Citoyenne pour le Climat” in Frankreich und deren umgehende Umsetzung hingegen zeigen den Weg: Verbindliche Bürger*innenräte. In einem österreichischen Klima-Bürger*innenrat werden die gelosten Bürger*innen umfassend ausreichend informiert, entscheiden sich dann für ein Klimaziel und erarbeiten klare Massnahmen, wie dieses Ziel umgesetzt werden kann. Mit einer klar definierten Verbindlichkeit kommen die Maßnahmen umgehend in die Umsetzung.

Wir haben den Entwurf des IPCC-Berichts geleakt! (Übersetzung des Posts von Scientist Rebellion)

Scientist Rebellion, ein Teil von Extinction Rebellion, hat im August einen Teil des Entwurfs von Teil 3 des Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats geleakt. Das Blogpost zu diesem Leak enthält wichtige Folgerungen aus diesem Bericht. Wir veröffentlichen hier eine Übersetzung, die auch das Link zu den IPCC-Dokumenten enthält. Wir haben Teil...

Extinction Rebellion setzt friedlichen Protest gegen Tunnelspinne fort

Diese Seite informiert über die friedlichen Protestaktionen von Extinction Rebellion Vorarlberg gegen das umstrittene Tunnelspinne-Projekt. Lesen Sie mehr über die Beweggründe der Aktivist:innen, ihre Forderungen an die Politik und wie Sie sich beteiligen können. Finden Sie Bildmaterial und Pressekontakte für weitere Informationen und Berichterstattung.

Science News: Jänner und Februar 2022

Neue umfassende Studie zur globalen CO2-Ungerechtigkeit Die Beseitigung der extremen Armut auf der Erde würde die globalen Emissionen nur um etwa ein Prozent steigern (als extrem arm werden Menschen bezeichnet, die weniger als 1,9 Dollar am Tag zur Verfügung haben). Eine neue detaillierte Studie ergibt, dass die Angehörigen des Prozents der...

Keine Betriebsgenehmigung für die Gasindustrie!

Manuskript der Rede, die Heinz Wittenbrink von Extinction Rebellion Austria am 25.3. zum Auftakt der Proteste gegen die European Gas Conference gehalten hat. Im Anhang einige aktuelle Literaturangaben. Keine Branche wie die anderen Wir stehen hier in der Nähe der OMV, und wir protestieren gegen eine Konferenz, bei der die OMV ein Gastgeber ist –...

Kein Anlass für Optimismus – Die CoP28 hat begonnen

Der Artikel beleuchtet kritisch die COP28 und die Rolle der Fossilindustrie in der Klimakrise. Er fordert eine radikale Transformation und beleuchtet Österreichs Rolle in diesem globalen Szenario.

„Hört auf, die Zukunft zu verbauen​​​​​​​!“ Extinction Rebellion blockiert erneut Vorarlberger Landtag vor Herbstsitzung 

Diese Seite bietet eine detaillierte Berichterstattung über die Aktion von Extinction Rebellion Österreich am 4. Oktober vor dem Vorarlberger Landtag. Die Aktivist:innen erhöhen den Druck auf die Landesregierung, das fossile Megaprojekt Tunnelspinne zu stoppen, und fordern ein Umdenken in der Mobilitätspolitik. Lesen Sie Zeugenaussagen, die Forderungen von XR und die Unterstützung von Expert:innen für eine nachhaltige Zukunft.

Wir müssen sofort handeln! – Teil 2 des 6. Berichts des Weltklimarats

"Die kumulierten wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit des Planeten. Jede weitere Verzögerung bei konzertierten, vorausschauenden globalen Maßnahmen zur Anpassung und Abschwächung wird ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster verpassen, um eine...