„Die kumulierten wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit des Planeten. Jede weitere Verzögerung bei konzertierten, vorausschauenden globalen Maßnahmen zur Anpassung und Abschwächung wird ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster verpassen, um eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle zu sichern.“ (Letzter Abschnitt der „Zusammenfassung für Policy Maker“ im neuen Bericht des Weltklimarats)
Der Weltklimarat hat am 28. Februar den 2. Teil seines 6. Sachstandsbericht veröffentlicht: Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Thema sind die Folgen der Klimakatastrophe (in der Sprache des Berichts: Klimawandel) und die Anpassung daran.
Zentrale Aussagen sind:
- Die globale Erhitzung hat längst begonnen. Sie hat weltweit destruktive, oft katastrophale Folgen für Menschen und Ökosysteme.
- Die Auswirkungen werden sich deutlich verschlimmern, selbst wenn die Erhitzung gestoppt werden kann.
- Die Folgen der Erwärmung treffen die Regionen der Erde sehr unterschiedlich. Am verwundbarsten sind die Länder, die am wenigsten zur Aufheizung der Erde beigetragen haben.
- Die Anpassung ist enorm aufwändig. Sie wird fast nirgendwo auf der Welt ausreichend vorbereitet und durchgeführt. Die notwendigen Ressourcen werden nicht annähernd bereitgestellt, insbesondere nicht von den reichen Industrieländern, die die Katastrophe vor allem verursacht haben.
- Eine Anpassung an die globale Erhitzung ist nur teilweise möglich, und nur, wenn die Pariser Klimaziele eingehalten werden. Auch eine geringe und zeitweise Überschreitung des 1,5°-Ziel bedeutet unermessliches menschliches Leid und die Zerstörung ganzer Ökosysteme.
- Nur in den in kommenden Jahren lässt sich noch eine Erhitzung der Erde verhindern, deren Risiken auch mit größten Anstrengungen nicht mehr beherrscht werden können. Dazu muss der Ausstoß von Treibhausgasen radikal verringert und die Zerstörung von Ökosystemen auf dem Land und in den Ozeanen sofort beendet werden.
Der neue Teil des 6. Sachstandsbericht umfasst über 3000 Seiten. Er ist eine Synthese gesicherten Wissens. Die Autoren formulieren so vorsichtig wie möglich. Die politisch vor allem relevante Summary for Policy Makers muss mit den Vertretungen der Staaten abgestimmt werden, wobei z.B. die USA und andere reiche Länder verhinderten, das Loss and Damage durch die Klimakrise dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand entsprechend benannt wurden.
Trotzdem ist das Dokument ein Alarmruf – noch dramatischer als die bisherigen Berichte des Weltklimarats. Nur mit einem weltweiten Systembruch (transformativer Anpassung in der Sprache des Berichts) haben wir eine Chance, die Risiken der Erhitzung zu beherrschen, lebenswichtige Ökosysteme zu retten und soziale Katastrophen mit vielen Millionen Opfern zu verhindern. Dieser Bruch muss sich in den kommenden Jahren vollziehen. Er wird von den bestehenden Machtstrukturen verhindert. Es gibt aber keinen vernünftigen Zweifel daran, dass er nötig ist.
Als Bewegung übersetzen wie die Formulierungen wissenschaftlicher Berichte in die Sprache des Engagements und der direkten Aktion. Wir ermutigen uns selbst und die Gesellschaft, mit der Zerstörung der Lebensgrundlagen zu brechen – auch wenn es unbequem ist und auch wenn noch keine Mehrheiten mitmachen. Der neue Bericht zeigt, wieviel von diesem Mut abhängt.
Zusammenfassung des Berichts im Standard: Weltklimarat: Bisherige Anpassungen an die Klimakrise sind viel zu schwach – Ausführliche Erläuterung und Zusammenfassung des Berichts: In-depth Q&A: The IPCC’s sixth assessment on how climate change impacts the world – Carbon Brief