«Ich werde vorerst wohl nur am Rande mitwirken. Für mehr reicht meine Zeit nicht und ich werde mich kaum irgendwo anketten oder ankleben, dafür bin ich noch nicht bereit.»
Pluto, XR Österreich 24.02.2022
Mit diesen Worten beschrieb ich meine Vorstellungen bei meinem ersten Call bei Extinction Rebellion (XR). Drei Monate später sass ich im PAZ (Polizeianhaltezentrum) in einer Zelle und dachte an diesen Moment zurück. Während dieser 24 Stunden Aufenthalt nach meiner ersten Festnahme hatte ich viel Zeit nachzudenken.
Ich erinnerte mich, dass ich letzten Sommer zufällig in Oslo bei einer Aktion von XR vorbeigekommen bin. Ich war bereits auf meinem Nachhauseweg, trotzdem konnte mich für die nächsten vier Stunden nicht vom Protestort lösen. Die Aktivist:innen aus Norwegen und Schweden versprühten so viel positive Energie und lösten enorm viel Hoffnung in mir aus. Mir war damals schon bewusst, dass die Entscheidungsträger:innen in Sachen Klimakrise nicht entschieden genug handelten und machte mir dementsprechend Sorgen um meine Zukunft. Was ich bei der Aktion sah, wandelte diese Sorgen in Motivation um. Motivation, zu Handeln und mich gegen die Missstände zu wehren.
Mein Weg zum Aktivismus
Ich schloss mich also der XR-Bezugsgruppe in meiner Nähe an. Kurz darauf haben wir unseren «Science Talk» – einen Wissenschaftsvortrag zur Klimakrise – gehalten. Nach der Vorbereitung und der Recherche spürte ich es so deutlich wie noch nie: «Wir sind am Arsch. Und wir können unseren Arsch noch rechtzeitig hochkriegen!» Ich kann dieses Gefühl nicht mehr ignorieren. Ich kann nicht einfach mein Leben weiterleben und so tun, als wäre alles in Ordnung. Gleichzeitig löste der Talk sowie jedes unserer Treffen so viel Zuversicht in mir aus. Mir wurde klar, dass ich weitergehen möchte und bereit dazu bin. Ich mache, was nötig ist um dieses Paradies, welches wir unsere Erde nennen, zu bewahren und zu retten.
XR Aktion „Blut der Erde“ am 21.05.2022 am Naschmarkt in Wien
Die Aktionen in Wien bestätigten meine Entscheidung. Ich habe mich als «Lockie» zur Verfügung gestellt. Das heisst ich habe mich auf die Strasse gesetzt und an ein Ölfass gekettet. Ich blieb dort so lange, bis mich die Polizei freigeschnitten und von der Strasse getragen hat. Kurz vor der Aktion war mir etwas mulmig zumute aber während der Aktion fühlte ich mich dann sehr sicher. Ich habe mich einfach nur gefreut, dass so viele Menschen für eine lebenswerte Welt kämpfen und dass sehr viele Passant:innen stehen blieben und auf die Krise aufmerksam wurden. Bei XR wird farbig, friedlich und mit so viel positiver Energie protestiert. Mein Buddy und viele weitere Aktivist:innen haben sich so toll um mich gekümmert, während ich angekettet war. Die Polizist:innen waren mehrheitlich respektvoll und fair zu uns. Selbstverständlich mussten wir uns auch übergriffige Kommentare anhören und ja, 24 Stunden im PAZ zu sitzen war nicht gerade spassig. Aber ich bin bereit, das alles auf mich zu nehmen.
Denn das, was uns erwartet wenn die Klimakrise erst richtig kickt, das wird verdammt krass und macht mir echt Angst! Wir haben die letzte Chance, unsere Zukunft zu retten. Diese Chance müssen wir nutzen.
Jeder und jede kann aktiv werden, kann aufstehen und auf die Missstände hinweisen. Für jede und jeden gibt es einen Platz bei Extinction Rebellion. Ob im Hintergrund, Social Media oder Lockie ist dabei Deine Wahl. Du zählst. Was du tust, zählt.