Das Szenario „mit bestehenden MaSSnahmen“ (With Existing Measures, WEM) zeigt einen Rückgang um 30% von 1990 bis 2050, d. h. von 77,0 Mio. t CO2-Äquivalenten im Jahr 1990 auf 55,1 Mio. t CO2-Äquivalenten im Jahr 2050.
(GHG Projections and Assessment of Policies in Austria 2023 (Draft), 2023, p. 7, dt. Übersetzung)
Das Bundesumweltamt stellt in seinem letzten Bericht für die EU dar, wie es um den Klimaschutz in Österreich steht (GHG Projections and Assessment of Policies in Austria 2023 (Draft), 2023). Das Ergebnis: Bisher wurde fast nichts erreicht. Die Emissionen sind heute kaum geringer als 1990. Was noch viel schlimmer ist: Selbst wenn die beschlossenen Maßnahmen greifen, kommen wir 2050 nicht auf Netto-Null – wie es die EU beschlossen hat –, sondern auf 55 Millionen Tonnen Emissionen in einem Jahr (gerechnet in CO2-Äquivalenten1). Wenn sich die Politik nicht radikal ändert, wird Österreich bis 2050 insgesamt 1856,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente2 emittieren – und danach auch noch enorme Mengen, weil wir ja 2050 bei weitem noch nicht bei Null sind.
Wenn die Welt die globale Erhitzung auf 1,5° begrenzen will (mit 66% Wahrscheinlichkeit), darf Österreich ab 2022 noch 280 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente emittieren. Das haben die österreichischen Klimaforschenden ausgerechnet (Steininger et al., 2022). Die aktuelle Politik wird dazu führen, dass wir diesen Betrag um mehr als das Sechseinhalbfache übertreffen.
Jede Tonne CO2, die wir emittieren, bleibt Jahrhunderte in der Atmosphäre. Sie wird bewirken, dass sich die Erde über Generationen weiter erhitzt. Unsere Zivilisation kann das nicht überleben.
Würden alle Staaten der Welt bis 2050 das Sechsfache ihres Treibhausgasbudgets ausstoßen, würde allein dadurch die Temperatur auf der Erde um weitere 1,5 Grad steigen3. Hinzu kommen alle vergangenen Emissionen und die Emissionen nach 2050, weil wir damit dann Netto-Null noch nicht erreicht haben. Wir sind damit auf dem Weg zur Treibhaus-Erde. Das Risiko, dass dabei die ganze Menschheit ausgelöscht wird, ist groß.
Es gibt einen Hauptgrund dafür, dass weiter so viele Treibhausgase ausgestoßen werden, obwohl die Wissenschaft eindeutig sagt, dass wir damit in eine Katastrophe steuern: das Festhalten am unbegrenzten Wachstum (Greenpeace in Zentral- und Osteuropa, 2023, p. 5). Eine radikale Wende ist nötig.
Die Regierung hat dabei versagt umzusteuern. Ihr neuer Bericht ist eine Bankrott-Erklärung – beschönigt durch Versprechen, in der Zukunft werde alles besser werden. Wenn wir nicht aktiv werden, verlieren die nächsten Generationen alles, was das Leben lebenswert macht.
Nachweise
CO2-Äquvalente sind eine Maßeinheit für die Treibhauswirkung von Gasen in der Atmosphäre. Die Erhitzung durch andere Treibhausgase als CO2, vor allem durch Methan oder Lachgas, wird dabei so angegeben, als würde sie die entsprechene (=äquivalente) Menge CO2↩︎
((55.1 + 77.5)/2) * 28 = 1856.4↩︎
Sehr grob gerechnet. Ausgehend von einem Treibhausgas-Budget für die Welt von 500 Milliarden-Tonnen CO2(Synthesis Report 1 of the IPCC Sixth Assessment Report (Ar6) – Summary for Policymakers, 2023). Dabei würde das 1,5°-Ziel aber nur mit 50% Wahrscheinlichkeit erreicht. 1000 Gigatonnen Emissionen entsprechen einer Temperaturerhöhung von 0,45° Celsius.↩︎