Blockade am Landtag wird geräumt – Extinction Rebellion Österreich forderte Verkehrspolitik für Menschen statt für die Profite von Großkonzernen

von Juli 5, 2023Allgemein, Pressemitteilungen

Bregenz, 5. Juli 2023. Seit 6:00 Uhr früh waren Menschen von Extinction Rebellion Österreich (XR Österreich) vor dem Vorarlberger Landtag angekettet – nun wurde die Blockade polizeilich geräumt. Auf Seiten der Protestierenden blieb es friedlich, es kam allerdings zu gewaltvollen Übergriffen seitens der Exekutive. 1 Demonstrantin wurde dabei verletzt. Die Räumung stellte sich als große logistische Herausforderung für die Einsatzkräfte dar. Es wurden 20 Menschen festgenommen.

Die friedlichen protestierenden Menschen hatten in einem beachtlichen Einsatz mehrere Großblockade Elemente in Stellung gebracht, darunter drei Holzkonstruktionen und ein 7 Meter langes, pinkes Boot, um die Garageneinfahrt zum Landtag zu blockieren. Die Einsatzkräfte standen vor großen Herausforderungen: Menschen mussten von meterhohen Holzkonstruktionen heruntergebracht, Ketten und Rohre mühsam aufgeschnitten werden, um die festgeketteten Menschen vom Aktionsort zu entfernen.

Lösungen liegen auf dem Tisch – Politik verweigert Arbeit

“Wir wissen sehr genau, was wir tun müssen, wenn wir die Klimakatastrophe verhindern wollen. Der Bürger:innenrat ‘Klima-Zukunft in Vorarlberg 2021’ und der österreichweite Klimarat 2022 haben konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz erarbeitet. Diese Empfehlungen wurden an die Landes- bzw. Bundesregierung übergeben – sind aber seitdem in der Schublade verschwunden”, stellt die Pädagogin Dr. Patrizia Bitter (64) fest. Beide Bürger:innenräte fordern eine Abkehr von neuen Straßenbauplänen und massive Investitionen in Radwege und öffentlichen Verkehr.1 Bürger:innenräte sind eine bewährte Erweiterung der Demokratie und stärken die Mitbestimmung der Bevölkerung im politischen Prozess.

“Anstelle auf die Bürger:innen zu hören und konkete Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe umzusetzen, spielt die Landesregierung das tödliche fossile Spiel weiter – unbeirrt wie das Orchester auf der sinkenden Titanic: Das Land Vorarlberg steckt 15x mehr Steuergeld in die Tunnelspinne als in den Ausbau von Radwegen!” empört sich Marina Hagen-Canaval (27).

Neue Straßen trotz Klimanotstand

“Die Bürger:innenräte haben gezeigt dass die Bevölkerung zu wesentlich mehr Klimaschutz bereit ist, als die Landes- oder Bundesregierung wahrhaben will”, so Christian Alther (26). Die Politische Realität steht dennoch im krassen Gegensatz zu den Empfehlungen der Bürger:innen: Die Vorarlberger Landesregierung plant, über 300 Millionen Euro in das klimaschädliche Projekt Tunnelspinne zu investieren, während lediglich 20 Millionen Euro für den Ausbau der Radinfrastruktur vorgesehen sind.2 “Wir protestieren heute hier, weil wir wollen, dass Bürger:innenräte von der Regierung gehört werden!”, so der 26 jährige Konstrukteur weiter. Das hieße konkret: Investitionen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, in zukunftsfähige, klimafreundliche Mobilität und in sozial gerechten Klimaschutz.

Über Extinction Rebellion Österreich

Extinction Rebellion (XR) ist eine strikt gewaltfreie, dezentral organisierte und globale Klimaschutzbewegung. Oberstes Ziel der Aktivist:innen ist, die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen. Um die Regierung zum Handeln zu bewegen, greifen die Klimaaktivist:innen neben angemeldeten Kundgebungen auch immer wieder zu Aktionen des gewaltfreien zivilen Ungehorsams. Die Menschen von XR sind entschlossen, die Proteste fortzusetzen und und haben bereits weitere Aktionen des zivilen Ungehorsams angekündigt, wenn die Politiker:innen nicht beginnen, die Klimakrise einzudämmen. Hierfür entwickelt sich im Moment ein bundesweites Netzwerk von Aktivist:innen. Sie verstehen Ihre Aktionen als Ausführung des Willens der österreichischen Bevölkerung, der in den Empfehlungen des Klimarates Ausdruck gefunden hat. 

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Bildmaterial für Pressevertreter:innen: https://cloud.xrebellion.at/index.php/s/eTCQcbAwCQktXdS

Pressekontakt:

Extinction Rebellion Vorarlberg
Marina Hagen-Canaval
+43 6804027795
vorarlberg@xrebellion.at

 

Quellen:

Klimarat der Bürgerinnen und Bürger. “Klimaneutralität Bis 2040: Die Empfehlungen.” Wien: ARGE Klimarat, June 2022.
Vorarlberg-Krone. “Kostenexplosion – Stadttunnel Feldkirch Über 300-Mio.-Euro-Grenze | Krone.at.” July 22, 2022. https://www.krone.at/2766234.

  1. Bürgerrat Klima-Zukunft, “Präsentation Bürgercafé Klimazukunft,” July 2021, https://vorarlberg.at/documents/302033/472141/Pr%C3%A4sentation+B%C3%BCrgercaf%C3%A9+Klima.pdf/dd90eb9c-b9de-f8e9-01a2-036a6bb03094?t=1625649061853; Klimarat der Bürgerinnen und Bürger, “Klimaneutralität Bis 2040: Die Empfehlungen” (Wien: ARGE Klimarat, June 2022).↩︎

  2. “Kostenexplosion – Stadttunnel Feldkirch Über 300-Mio.-Euro-Grenze | Krone.at,” Vorarlberg-Krone, July 22, 2022, https://www.krone.at/2766234.↩︎

Copyright Andreas Stroh

Letzte Generation beendet Proteste in Österreich – wir machen weiter

Letzte Generation beendet Proteste in Österreich – wir machen weiter

Statement von Extinction Rebellion Österreich zum Ende der Proteste der Letzten Generation

Die Letzte Generation Österreich hat heute das Ende ihre Proteste verkündet. Wir waren und sind solidarisch mit den Menschen der Letzten Generation, verstehen den konsequenten Schritt, den sie gegangen sind und danken den Menschen, die unter schwierigen Bedingungen große Opfer gebracht haben, um die Menschen vor der Klimakatastrophe zu schützen. Wir fühlen die Frustration der letzten Generation gegenüber einer ignoranten und gemeingefährlichen Politik und die Traurigkeit über die Apathie in großen Teilen der Gesellschaft.

Extinction Rebellion wird weitermachen, auch mit Protesten gewaltfreien zivilen Ungehorsams in vielfältigen Aktionsformaten. Wir werden den Protest weiterhin zu Entschiedungsträger:innen und Verursacher:innen der eskalierenden Klimakrise tragen.

Auf die Frage, ob wir nun die Aktivist:innen der Letzten Generation aufnehmen werden, antworten wir: Ob das eine Option ist, liegt zunächst ja bei den Menschen der Letzten Generation. Wir werden sicher viele Gespräche führen und sind offen für neue Verbindungen und Ideen. Wir sehen uns grundsätzlich als Teil einer gemeinsamen Klimabewegung, die verschiedene Ansätzen hat, aber das Gleiche will. Wo wir kooperieren können, werden wir kooperieren.

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