Stop Frontex – spektakuläre Kletteraktion im Bregenzer Hafen

von Okt. 27, 2024Pressemitteilungen

Innsbruck, Bregenz, Wien, 27.10.2024: Anlässlich des 20-jährigen Gründungsjubiläums der umstrittenen Grenzschutzagentur „Frontex“ fanden in den vergangenen Tagen in ganz Österreich Protestaktionen unter dem Motto „Klimakrise und Festung Europa? Wir halten dagegen!“ statt. Ein breit aufgestelltes Bündnis forderte die Abschaffung von menschenrechtswidrigen Praktiken auf dem Mittelmeer als auch die Anerkennung und Bekämpfung der Klimaungerechtigkeit. Eine spektakuläre Kletteraktion im Bregenzer Hafen bildete den Abschluss der Aktionswoche.

Bereits zu Beginn der Woche tauchten in vielen Städten Österreichs Plakate auf, die „20 Jahre Menschrechtsverletzungen, rassistische Abschiebepraktiken, gewaltvolle und illegale Rückweisungen sowie das EU Grenzregime“ anprangern und auf die von Österreich investierten 35,3 Millionen Euro Steuergelder (1) aufmerksam machen. Am Wochenende fanden Infoveranstaltungen, Kundgebungen und Filmvorführungen zum Thema in Innsbruck statt, gefolgt von einer weiteren Demonstration und unangemeldeten Bannerdrops im Hafen von Bregenz. Aktivist:innen bekletterten das 30 Meter hohe Leuchtfeuer und hissten dort ein Banner mit der Botschaft „Frontex tötet“, während weitere Aktivist:innen vom Wasser aus ein weiteres Banner aufhängten. Die Botschaft war explizit an EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnus Brunner, gerichtet und forderte den gebürtigen Vorarlberger auf: „abolish Frontex“ – zu deutsch: „Frontex abschaffen!“

„Die gegenwärtigen Krisen, darunter die fatalen Auswirkungen des Klimawandels, stürzen viele Menschen in Not – sie verlieren zum Beispiel ihr Zuhause und müssen flüchten. Die Antwort Europas darauf darf keine rassistische Grenzpolitik sein, sondern muss Solidarität heißen! Wir erleben aktuell einen massiven politischen und gesellschaftlichen Rechtsruck, dem wir entschieden entgegentreten müssen. Dass Österreich mit Unmengen an Steuergeldern mit Frontex eine Institution unterstützt, die nachweislich an Menschenrechtsverletzungen beteiligt ist, darf nicht weiter geduldet werden.“, erklärt Caroline Scholl-Poensgen den Hintergrund der Aktionen. Insbesondere durch die enge Verwobenheit von Klimakrise, Migration und strukturellem Rassismus hat sich nach Angaben des breit aufgestellten Bündnisses die Notwendigkeit ergeben, die unterschiedlichen Kämpfe gegen Ungerechtigkeit zu verknüpfen und österreichweit sichtbar zu machen.

Seit 2014 sind Schätzungen zu Folge mindestens 30.356 Geflüchtete (2) im Mittelmeer ertrunken, die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. NGOs wie Seawatch oder Seapunks übernehmen hier gewissermassen die Aufgaben, die rein rechtlich in staatlicher Hand lägen: Menschen auf dem Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten und in sichere Häfen zu bringen. „Da Europa sich abschottet und viel Geld dafür ausgibt, Menschen gewaltvoll abzuschieben, müssen Ehrenamtliche in der Seenotrettung tätig sein. Wir wollen Aufmerksamkeit dafür generieren, dass der Tod tausender Menschen im Mittelmeer bewusst in Kauf genommen wird, um die Festung Europa weiter abzugrenzen.“, erklärt Lester Soyza auf der Kundgebung in Bregenz.

Das Bündnis aus We4Moria, SOS Balkanroute, Fluchtpunkt Innsbruck, Initiative Bürglkopf schließen, Bündnis gegen Rechts Innsbruck, Seebrücke Graz und Extinction Rebellion unterstützt mit ihren Aktionen das dezentrale, autonome Netzwerk „Abolish Frontex“, das unter anderem die Beendigung der Militarisierung von Grenzen und die Stärkung internationaler Solidarität fordert.

Weitere Artikel

Die COP28 ist gescheitert – und Österreich war daran beteiligt

Die Ergebnisse der COP28 haben alle enttäuscht, die für ein Ende der globalen Erhitzung kämpfen. Wie die meisten Klima-COPs der vergangenen 30 Jahre war die Konferenz ein Fehlschlag. Kleine Fortschritte bei Nebenthemen lenken davon ab, dass in den kommenden Jahren noch mehr Kohle, Öl und Gas gefördert und verbrannt werden dürfen. Es gibt keine...

„Hört auf, die Zukunft zu verbauen​​​​​​​!“ Extinction Rebellion blockiert erneut Vorarlberger Landtag vor Herbstsitzung 

Diese Seite bietet eine detaillierte Berichterstattung über die Aktion von Extinction Rebellion Österreich am 4. Oktober vor dem Vorarlberger Landtag. Die Aktivist:innen erhöhen den Druck auf die Landesregierung, das fossile Megaprojekt Tunnelspinne zu stoppen, und fordern ein Umdenken in der Mobilitätspolitik. Lesen Sie Zeugenaussagen, die Forderungen von XR und die Unterstützung von Expert:innen für eine nachhaltige Zukunft.

Alle Infos zur Rebellion der Tropfen – Start 17.05.2021

Anstelle von wenigen konzentrierten Massenaktionen in Wien wollen wir viele dezentrale Aktionen in kleinen Gruppen machen. Wir nennen die neue Strategie „Rebellion der Tropfen“ und sehen sie als Vorbereitung der nächsten Rebellion im Herbst, wo die vielen Tropfen zu einer großen Welle werden. Die Planungsteams für diese Welle arbeiten weiter und suchen weiter nach tatkräftiger Unterstützung.

Wir müssen sofort handeln! – Teil 2 des 6. Berichts des Weltklimarats

"Die kumulierten wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Der Klimawandel ist eine Bedrohung für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit des Planeten. Jede weitere Verzögerung bei konzertierten, vorausschauenden globalen Maßnahmen zur Anpassung und Abschwächung wird ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster verpassen, um eine...

Schubumkehr, nicht Kurskorrektur! – Warum wir die Stadtstrasse mit zivilem Ungehorsam verhindern müssen

Österreich hat seine selbstgesetzten und gesetzlich vorgeschriebenen Klimazielen bisher in jedem Jahr drastisch verfehlt. Und mit diesen Klimazielen sind Österreich und die EU noch weit von einem 1,5°-Pfad entfernt. Die Hauptursache für die hohen Emissionen Österreichs ist der Verkehr, und hier der individuelle Autoverkehr. Jede Wienerin und...

Präsident Biden’s Klimagipfel und die US-Klimapolitik

Die Klimapolitik der neuen Regierung ist eine radikale Abkehr von der Linie unter dem Klimaleugner Trump. Die meisten Beobachter*innen stimmen darin überein, dass sie sie für ernstgemeint halten. Es ist ebenfalls deutlich, dass die Maßnahmen der Biden-Administration bei weitem nicht ausreichen, das 1,5°-Ziel zu erreichen, und dass ihre...

nofrontex – Die Festung Europa ist auch eine Festung gegen Klimagerechtigkeit

Vor 20 Jahren wurde die europäische Grenzsicherungsbehörde Frontex gegründet. Zuerst eher unbedeutend, wurde sie nach der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 massiv ausgebaut. Frontex ist heute die größte Behörde der europäischen Union und wird zu einer bewaffneten Grenzpolizei aufgerüstet. Offiziell hat Frontex einen doppelten Auftrag: Die...

Brennpunkt der Realitätsverweigerung in der Klimapolitik – XR-Newsroom zur COP 26 am 6.11.2021

Am 6.11. fand der erste XR Newsroom zur COP26 in Glasgow statt. In der Ankündigung des Events haben wir geschrieben, dass die Konferenz wahrscheinlich als Fiasko enden wird. Der bisherige Verlauf bestätigt diese Befürchtung. Die Mächtigen der Welt verspielen eine der letzten Chancen, eine planetare Katastrophe zu verbinden. Wir dokumentieren hier...

„Kurs auf eine katastrophale Erwärmung von mehr als 2,4°C“–XR-Newsroom 3 zur COP26 am 9.11.2021

Headerbild: Der Minister für Justiz, Kommunikation und auswärtige Angelegenheiten von Tuvalu, Simon Kofe, gibt eine Erklärung zur COP26 ab, während er in Funafuti, Tuvalu, am 5. November 2021 im Meer steht. In den ersten Tagen der zweiten Woche der COP26 wurde noch deutlicher, welche Interessen und Konflikte die verschiedenen Akteure der...

EILMELDUNG: Protest in Feldkirch wächst – Großeltern leisten zivilen Ungehorsam für Kinder und Enkel

Diese Seite informiert über den mutigen Protest der Großeltern und Eltern in Feldkirch, die sich, unterstützt von Extinction Rebellion Vorarlberg, gegen das Projekt „Tunnelspinne“ und für den Klimaschutz einsetzen. Barbara Feurstein, eine der protestierenden Großmütter, betont die Dringlichkeit des globalen Klimanotstands und die Notwendigkeit, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um die weitere Erwärmung unseres Planeten zu stoppen. Die Seite bietet Informationen darüber, wie Sie den Protest unterstützen und sich über die Initiative „Mobilitätswende-jetzt“ informieren können.